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Steuern sparen in Frankreich - eine Frage der Hygiene?

Steuern sparen in Frankreich
Luxus-Waschbecken, Frankreich 2018

Deutsche reagieren oft überrascht, wenn sie das erste Mal in einem französischen Haus sind, sei es als Gast oder als potentieller Mieter beim Rundgang mit dem Makler. Denn etwas ältere Häuser haben häufig zwar eine vom Bad getrennte Gästetoilette, darin fehlt aber ein Waschbecken.

 

Bewohner und Gäste laufen also zum Händewaschen quer durchs Haus, zur Spüle in der Küche oder ins Familienbad. Keine optimale Lösung - jedenfalls nicht in den Augen des sich gerade in der neuen Heimat einrichtenden, perfektionistischen Deutschen!

 

Nun könnte man den Franzosen seltsame Vorstellungen von Architektur oder ein allgemeines Desinteresse an persönlicher Hygiene unterstellen. Aber die Ursache ist anderswo zu suchen: in einer Eigenart der französischen Grundsteuer, der Taxe Foncière.  

 

Zur Berechnung der Grundsteuer wird nämlich unter anderem die Ausstattung einer Wohnung mit Luxusgütern herangezogen. Dazu zählen zum Beispiel Müllschlucker (ja, dafür existiert eine eigene Kategorie), der Anschluss an die Kanalisation (ja, es gibt reichlich Häuser mit Sickergrube) und eben die Anzahl der  Waschbecken.

 

Kurz gesagt: viele Waschbecken – mehr Luxus – höhere Grundsteuer.

 

Viele Bauherren verzichten deshalb gerne auf Waschbecken und nehmen lieber die Unbequemlichkeit in Kauf. Trotzdem, eine sprudelnde Quelle für die französische Staatskasse sind diese Steuern nicht. Ich habe es einmal überschlagen: wir selber, stolze Besitzer eines Waschbeckens in der Gästetoilette, zahlen für diesen Luxus etwa 20 € Steuern zusätzlich pro Jahr.

 

Zum Glück wurde die Steuer auf Türen und Fenster in Frankreich bereits 1926 abgeschafft. Es wäre heute in unseren französischen Wohnzimmern sonst sicherlich deutlich dunkler!