Lesefutter - unter dieser Überschrift stelle ich Bücher über Frankreich vor.
Anfangen will ich mit einem Buch, das mir in unserer ersten Zeit in Frankreich sehr geholfen hat: "Le défi des enfants bilingues" von Barbara Abdelilah-Bauer (inzwischen auch auf Deutsch erhältlich: "Zweisprachig aufwachsen: Herausforderung für Kinder, Eltern und Erzieher"). Das Thema betrifft alle, die mit Kindern nach Frankreich kommen oder die eine deutsch-französische Familie gründen wollen und deren Kinder mit mehreren Muttersprachen aufwachsen.
Die Autorin ist Deutsche, Sprachwissenschaftlerin und Sozialpsychologin und lebt seit über 30 Jahren in Frankreich, wo sie zum Thema Zwei- und Mehrsprachigkeit forscht. Die Höhen und Tiefen der mehrsprachigen Erziehung hat sie in der eigenen Familie erfahren: ihre drei Kinder wuchsen gleich mit drei Mutter- und Vatersprachen auf: deutsch, französisch und arabisch.
B. Abdelilah-Bauer lässt Betroffene berichten und beleuchtet so die verschiedensten Konstellationen:
- Kinder mit mehreren Muttersprachen,
- Kleinkinder, die in ein fremdes Land kommen und hier Landes- und Muttersprache gleichzeitig lernen müssen,
- ältere Kinder, die ihre Muttersprache schon gut sprechen und für die das Erlernen einer zweiten Sprache eine besondere Herausforderung ist.
Das Buch ermutigt Eltern, alle Familiensprachen gleich wert zu schätzen. Und ihren Kindern die eigene Muttersprache und damit ihre kulturelle Identität zu vermitteln - auch gegen Widerstände aus Kindergarten, Schule oder der Umgebung.
Absurden Forderungen kann man nach der Lektüre mit größerer Gelassenheit begegnen. Wie etwa, wenn der Kindergarten verlangt, man möge doch zuhause Französisch untereinander sprechen, auch wenn man selbst noch absoluter Anfänger ist.
Deutsche Freunde oder Verwandte gehen oft davon aus, dass das Kleinkind die Fremdsprache "wie ein Schwamm aufsaugt" und nach kurzer Zeit fliessend Französisch spricht. Dann kann man selbstbewusst darauf hinweisen, dass jedes Kind seinen eigenen Charakter hat. Während das eine munter drauflos plappert, ist das andere vielleicht Perfektionist, schüchtern noch dazu. Und überrascht erst nach monatelangem Schweigen alle mit französischen Sätzen.
Ein Teenager in einer deutsch-französischen Familie weigert sich, mit der deutschen Mutter deutsch zu sprechen, weil er es überhaupt nicht cool findet, Ausländer zu sein? Da ist es beruhigend zu wissen, dass dieses Verhalten vollkommen normal ist und die Situation im nächsten Jahr wieder anders aussehen kann.
Durchhalten lohnt sich, auch in schwierigen Zeiten, die mit Sicherheit kommen werden, wenn man im Ausland wohnt. Mehrsprachigkeit ist kein Geschenk, aber jede Anstrengung wert!
Mehr Informationen zum Thema bietet Barbara Abdelilah-Bauer auf ihrer Webseite: https://www.bilinguisme-conseil.com/.