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Douce Frankreich - Die Abenteuer eines Deutschen in Paris

Douce Frankreich Erfahrungsberichte France Frankreich
Frank Gröninger

Heute stelle ich Euch Frank Gröninger vor. Er lebt seit vielen Jahren in Frankreich und hat die Zeit des Corona-Lockdowns genutzt, um ein Buch über seine Erfahrungen als Deutscher in Paris zu schreiben.


Frank, Du lebst jetzt schon länger in Frankreich als in Deutschland. Wie hat alles begonnen?

 

Angefangen hat alles mit 16 Jahren: Der erste Französischkurs- es war Liebe auf den ersten Ton! Dazu kam dann noch eine Reise nach Paris einige Monate später und ich wusste: Hier will, hier muss ich leben.

 

Nach dem Abi war ich dann 1989 für ein Jahr Jeune-homme-au-pair in einer französischen Familie, in der Nähe von Paris. Nach nur drei Jahren Französisch war das anfangs ganz schön schwer, zudem es ja noch gar keine sozialen Netzwerke gab, kein Mail, kein Whatsapp, kein Skype, nur das teure Festnetztelefon - Deutschland war wirklich weit entfernt. Es war nicht immer leicht, zu den sprachlichen Schwierigkeiten kamen Missverständnisse und auch kulturelle Unterschiede. Aber das Jahr hat mich in dem Wunsch bestätigt: Ich wollte in Frankreich, in Paris leben.

 

Bist Du dann einfach geblieben?

 

Nein, ich musste erstmal zurück, um meinen Zivildienst abzuleisten und habe auch noch mein Grundstudium in Mannheim gemacht. Dann aber war es endlich soweit: Mit einem DAAD Stipendium kam ich nach Paris.

 

Was hast du da studiert?

 

Relations franco-allemandes/ deutsch-französische Beziehungen.

Das Problem war nur: das Stipendium war auf ein Jahr begrenzt. Ich habe dann noch zwei Jahre als Fremdsprachenassistent am sehr guten Pariser Gymnasium Louis-le-Grand drangehängt, um gleichzeitig zu Ende zu studieren. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Ich rutschte immer mehr ins Unterrichten der deutschen Sprache, mit einem Schwerpunkt auf dem interkulturellen Aspekt. Ich arbeitete beim Goethe-Institut, an der ENA, Sciences Po und bin nun im französischen Außenministerium, wo ich die Diplomaten, Konsuln, auch Minister auf ihre Arbeit mit Deutschland vorbereite.

 

Seit wann lebst du nun schon in Frankreich?

 

Seit 1993, also 31 Jahre, plus das eine Au-pair-Jahr. Ich habe das eben nachgezählt und bin selbst überrascht über die Zahl!

2019 habe ich sogar die französische Staatsangehörigkeit angenommen.

 

Aber du bist doch sicher auch Deutscher geblieben?

 

Ja, ich habe beide Staatsangehörigkeiten. Es war mir wichtig,  die deutsche zu behalten. Ich habe auch sehr lange gebraucht, mit mir im Klaren darüber zu sein, was ich denn nun bin: Deutscher oder Franzose? Heute weiß ich: Ich bin sowohl als auch und weder noch. Nicht leicht, nirgendwo 100 % dazuzugehören, aber wenn man das überwunden hat, dann gibt einem das auch unglaublichen Reichtum und viel Freiheit. Man passt in keine Schublade mehr, selbst wenn ich für viele Franzosen l’allemand  bin und für viele Deutsche der Franzose.

 

Zum Glück gibt es ja heute die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft!  Und über deine Erfahrungen hast du dann in einem Buch berichtet?

 

Ich habe während der Ausgangssperre ein Buch über mein Leben in Frankreich geschrieben - Douce Frankreich: über Missverständnisse, lustige und ernste Momente, falsche Freunde und kulturelle Unterschiede. Ich habe das Buch zunächst auf Französisch geschrieben und dann hat mich mein Verleger gefragt, ob ich nicht auch eine deutsche Version schreiben möchte. Das habe ich getan. Das war ein echtes Abenteuer.

 

Hast du einen Rat für Deutsche, die sich in Frankreich niederlassen wollen?

 

Dieser Rat gilt eigentlich für alle Expats: Bevor man sich irgendwo niederlässt, sollte man sich erstmal Gedanken darüber machen, welches seine eigene Kultur ist, warum und wie wir so ticken. Dann: immer offen sein für Anderes. Nie sagen: Die sind komisch, warum machen die das nicht wie wir? Das gibt einem so viel Reichtum und man kann zu einem Wanderer zwischen den Kulturen werden. 



Und hier Franks Buch, auf deutsch und französisch erhältlich: AlterPublishing Verlag, Frankreich